Beitragsbild Nachlese Sieben Winter in Teheran vom 231025 Koelner Anwaltverein

Sieben Winter in Teheran – Nachlese zur Veranstaltung vom 25. Oktober 2023

„Sieben Winter in Teheran“
– Film mit Einführung in Scharia und Blutrache

Am 25. Oktober lud der Arbeitskreis Recht + Politik, hier allen voran Herr RA Sauren, ab 18 Uhr zu seiner letzten Veranstaltung dieses Jahres „Sieben Winter in Teheran“ ein.
Nach einleitenden Worten der Amtsleiterin des Historischen Archivs Frau Dr. Schmidt-Czaia sowie Herrn Rechtsanwalt Sauren als Organisator dieser Veranstaltung gab Herr Professor Dr. Ademi eine juristische Einführung, an die sich gegen 19 Uhr die Filmvorführung anschloss, und die zu ihrem Ende in Diskussionen und Fragen interessierter Zuhörer aus dem Plenum mündete. Die Veranstaltung schloss mit abschließenden Worten des Dankes von Seiten des Vorsitzenden des Kölner Anwaltverein Herrn Rechtsanwalt Trude. Einen runden Ausklang fand dieser Abend bei Getränken und Häppchen mit der Möglichkeit zum persönlichen Gespräch und Austausch.
Es war uns ein Bedürfnis und eine Ehre, den Film der Regisseurin Steffi Niederzoll im Rahmen einer juristischen Veranstaltung in Anwesenheit der Regisseurin selbst mit einer vorangehenden Einführung in die Scharia und Blutrache durch Professor Dr. Ҫefli Ademi vorführen zu können.
Mit deutlich über 120 angemeldeten Personen war dieser hochinteressante wie auch sehr nachdenklich stimmende Abend in dem ausgebuchten Saal des Historischen Archiv der Stadt Köln ein voller Erfolg.
Unser Dank richtet sich an dieser Stelle ganz besonders
– an Herrn Professor Dr. Ademi, der uns durch seinen sehr informativen wie auch charismatischen Vortrag die Scharia in ganz groben Zügen näherbrachte.
– an die Regisseurin Frau Niederzoll, die mit Ihrem Film die Grundlage dieser abendlichen Veranstaltung legte und für alle Fragen im Anschluss des Vortrags und Films ein offenes Ohr hatte
– sowie an die Leiterin des „Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv“, Frau Dr. Schmidt-Czaia, die uns die Räumlichkeiten großzügiger Weise zur Verfügung stellte
– und an Herrn Schäfer, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der eine große Stütze bei der Organisation dieser Veranstaltung war.

Zur Thematik:
Im Sommer 2007 ersticht die damals 19-jährige Reyhaneh Jabbari in einem Akt der Selbstverteidigung einen Mann, der sie zu vergewaltigen versuchte. Sie wird wegen Mordes zum Tode verurteilt. Sieben Jahre lang sitzt sie im Gefängnis, während ihre Familie Anwälte engagiert und die Öffentlichkeit über den Fall informiert. Trotz nationaler und internationaler politischer und menschenrechtlicher Bemühungen verweist die iranische Justiz auf das „Recht auf Blutrache“: Solange Reyhaneh ihre Anschuldigungen gegen den Mann nicht zurückzieht, darf seine Familie ihren Tod verlangen. Aber Reyhaneh bleibt bei ihrer Aussage, beugt sich nicht und wird schließlich im Alter von 26 Jahren hingerichtet.
In ihrem berührenden und erschreckend aktuellen Dokumentarfilmdebüt verwendet Regisseurin Steffi Niederzoll unter anderem originales Ton-, Bild- und Schriftmaterial, das aus dem Gefängnis und außer Landes geschmuggelt wurde. „Sieben Winter in Teheran“ wurde auf der Berlinale 2023 mit dem Friedensfilmpreis sowie als bester Film der Sektion Perspektive Deutsches Kino (Kompass-Perspektive-Filmpreis) ausgezeichnet.

Steffi Niederzoll studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln sowie an der EICTV auf Kuba. Ihre Kurzfilme liefen erfolgreich auf zahlreichen renommierten Filmfestivals. Sie absolvierte mehrere Master Classes und war Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in der Türkei. Neben ihrer filmischen Tätigkeit ist sie auch an interdisziplinären künstlerischen Arbeiten beteiligt, die unter anderem auf dem Brecht-Festival präsentiert wurden. Die Mutter der Hingerichteten, Shole Pakravan, lernte sie 2017 in der Türkei kennen, mit der sie gemeinsam das dem Dokumentarfilm zugrunde liegende Buch „Wie man ein Schmetterling wird“ schrieb.

Professor Dr. Ҫefli Ademi ist Volljurist und Islamrechtler mit Abschlüssen/Zertifikaten der Universitäten Bielefeld, Bucerius Law School (BLS), Al-Azhar (Kairo) sowie längeren Studien- und Forschungsaufenthalten in Abu Dhabi, Jerusalem, Kairo und Amman. Nach mehreren Stationen als Lehrbeauftragter etc. ist er seit 2018 Inhaber der Professur für islamische Normenlehre und ihre Methodologie an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

 

 

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author: Heike Filipczyk
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Führung durch das Historische Archiv der Stadt Köln

Führung durch das Historische Archiv der Stadt Köln

Der 03.03.2009 stellt eine Zäsur in der Geschichte der Stadt Köln dar: Infolge von Baufehlern bei der Errichtung der Nord-Süd-Stadtbahn stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Beim gleichzeitigen Einsturz zweier benachbarter Gebäude starben zwei Menschen. Das Archivgut schien zum größten Teil verloren. Ab 2016 errichtete die Stadt den Neubau des Historischen Archivs nach einem Entwurf der Waechter + Waechter BDA in unmittelbarer Nähe des Landgerichts. Ein guter Grund, den Neubau am 23.08.2023 mit dem Ausschuss Recht + Politik des Kölner Anwaltvereins zu besichtigen.

Dr. Ulrich Fischer, Archivar und stellvertretender Leiter des Archivs, führte 30 Kolleginnen und Kollegen sowie Richter und Staatsanwälte durch den Neubau und erläuterte die Funktion und Philosophie des Archivs, durch Archivierung und Vorlage von Original-Urkunden die Geschichte der Stadt sicht- und erlebbar zu machen. Uns wurden im Original präsentiert: Ein Fotoalbum von Willy Millowitsch, die Schenkungsurkunde des Erzbischofs Anno II. aus dem 11. Jahrhundert, Aktenbestandteile eines Verfahrens beim Reichskammergericht sowie einen Vorläufer des Grundbuchs (Kölner Schreinsbuch) aus dem 12. Jahrhundert.

Wir durften neue Digitalisierungsräume und -techniken und die derzeit modernste Papierrestaurierungswerkstatt Europas besichtigen. Die Teilnehmer erfuhren dabei an Ort und Stelle, dass die Bestände des Archivs voraussichtlich zu etwa 95% wiederhergestellt werden können, was aber noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird. All das macht Hoffnung und lässt einen Besuch des Historischen Archivs heute wichtiger und attraktiver erscheinen als jemals zuvor!

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Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Recht + Politik des Kölner Anwaltverein e.V.
mit freundlicher Unterstützung des „Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv“.

Text und Fotos:
Dr. Markus Vogelheim – Vorstand Kölner Anwaltverein

Beitragsbild:
Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv/ ©Michael Albers, Entwurf: Waechter+Waechter Architekten BDA

author: Heike Filipczyk